Haltung und Nachzucht der Skorpionkrustenechse Heloderma horridum exasperatum

Manfred Reisinger


Im November 1995 erhielt ich sechs einjährige Nachzuchttiere der Skorpionkrustenechse Heloderma horridum exasperatum aus den USA. Die Tiere hatten zum damaligen Zeitpunkt eine Gesamtlänge von 37 cm bis 41,5 cm, Kopf- Rumpf- Länge 20cm bis 24cm. Die Masse der Tiere betrug 168g bis 270g.

 

Haltungsbedingungen

 

Die Tiere wurden einzeln in Terrarien mit den Maßen 95 x 100 x 100 cm untergebracht. Hierbei handelt es sich um Holzterrarien mit abschließbaren Schiebeglasscheiben an der Vorderseite. In jedem Terrarium befindet sich eine Leuchtstoffröhre (36 W) und eine HQL- Lampe (80 W). Die Terrarien, ebenerdig aufgestellt, sind mit einer Bodenheizung (50 W) ausgestattet. Beheizt wird nur etwa ein Drittel der Bodenfläche. Bei Terrarien, die darüber aufgestellt sind, wurde auf eine Bodenheizung verzichtet. Als Bodengrund wird normaler Flusssand verwendet. Große Korkrindenstücke dienen als Unterschlupfmöglichkeiten. Eine Wasserschale mit den Maßen 37 x 35 x 6 cm und einige Kletteräste, die auch gerne genützt werden, vervollständigen die Einrichtung. Die Terrarien sind so konzipiert, dass beim Herausnehmen einer Trennwand aus zwei Terrarien eins entsteht. Dies hat den Vorteil, dass beim Zusammenführen beider Geschlechter sich jedes Tier in seiner vertrauten Umgebung befindet.

 

Nahrung

 

Als Futter werden den adulten Tieren zu 90% Küken und zu 10% Mäuse angeboten. Es werden nur tote Futtertiere verfüttert.
Da von meinen Tieren Mäuse nicht so gerne angenommen werden, wird der Kopf der Maus in rohes Hühnerei getaucht, so werden sie anstandslos gefressen.
Jede Krustenechse frisst nach der Winterruhe bis zur Paarungszeit einmal wöchentlich zwei Futtertiere. Ab der Paarungszeit bis Oktober erhalten die Echsen jeden fünften Tag Futter. Nach der Eiablage fressen weibliche Tiere drei Futtertiere je Mahlzeit. Trinkwasser wird täglich mit der Pipette verabreicht.

 

Winterruhe

 

Ab Mitte Oktober werden die Tiere für die Winterruhe vorbereitet und die Fütterung wird ausgesetzt. Drei Wochen später werden die HQL- Lampen ausgeschaltet. Ebenfalls wird nun die Temperatur langsam gesenkt. Mitte bis Ende November wird das Licht völlig ausgeschaltet und die Vorderseite des Terrariums mit einem Vorhang abgedunkelt. Während der Winterruhe beträgt die Temperatur zwischen 15°C und 19°C.

Die Tiere werden nun zweimal wöchentlich besprüht und erhalten bei dieser Gelegenheit Trinkwasser.

Mitte Januar wird die Winterruhe beendet, und die Lichtquellen werden in umgekehrter Reihenfolge eingeschaltet. Nach zwei Wochen Wird das erste Futter angeboten.

 

Fortpflanzungsverhalten

 

Da ich bis September 1996 die Geschlechter noch nicht erkennen konnte, habe ich mich entschlossen, Blutuntersuchungen durchführen zu lassen, um eine Endoskopie zu vermeiden. Weil die Tiere bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht geschlechtsreif waren und außerdem keine Paarungszeit war, ließen die Werte nicht mit absoluter Sicherheit auf das Geschlecht der Tiere schließen.

Bei den Tieren eins, fünf und sechs handelte es sich aufgrund der niedrigen Testosteronwerte um Weibchen, Tier drei und vier sind wegen der hohen Werte Männchen. Das Tier zwei war zu diesem Zeitpunkt unklar und erwies sich später als Männchen.

Im Frühjahr 1997 ließen sich die Geschlechter dann anhand Kopfgröße und Schwanzwurzelansatz deutlicher unterscheiden. Beim Männchen sind diese Merkmale ausgeprägter als beim Weibchen. Im April 1997 wurden die Tiere zum ersten Mal paarweise zusammengesetzt. Sie “begrüßten“ sich durch heftiges Bezüngeln, weitere Aktivitäten konnten am Tage nicht beobachtet werden. Die Paarung wurde nachts vollzogen und zog sich über mehrere Stunden hin. Da ich sicher gehen wollte, wurden die Männchen wöchentlich bis Mitte Juni ausgetauscht.

 

Eiablagen und Inkubation

 

Als die Leibesfülle der Weibchen zunahm, füllte ich die Terrarien mit feuchtem Flusssand (30 cm) auf, da sie zur Eiablage Höhlen graben.

Am 20. Juni 1997 legte ein Weibchen die ersten Eier. Die kürzeste Eiablage dauerte einen Tag, die längste sechs Tage. Eine Eiablage zog sich über 17 Tage hin, wobei alle Eier unbefruchtet waren. Die Eiablagen erfolgten am Tag und bei der Nacht. Im ersten Jahr waren 62,5% der Eier befruchtet, im zweiten Jahr 81,3 % und 1999 100 %.

Anschließend wurden die Eier in einen Brutapparat (Jäger Kunstglucke) überführt. Die Bruttemperatur betrug 29,5 °C. Im ersten Jahr verwendete ich als Brutsupstrat Flusssand, da ich mit diesem bei anderen Reptilieneiern gute Erfolge gehabt hatte. Leider hatte ich dadurch im diesem Fall große Ausfälle. Meiner Meinung nach ist Sand bei Eiern von Krustenechsen ungeeignet, da er zu stark verdichtet und die Eier nicht genügend Luft erhalten.

1998 verwendete ich Vermiculit mit demselben Ergebnis. Als ich 1999 von Stefan Höss den Tipp erhielt, es einmal mit Seramis zu versuchen, erwies sich dieses Material als geeignet. Auch hier hatte ich einige Ausfälle, dies führe ich aber darauf zurück, dass ich das Substrat zu feucht gehalten hatte. Bei vier Eiern versuchte ich es mit Hyperlit, auch hier schlüpften alle Tiere.

In Zukunft werde ich bei Helodermen immer Seramis verwenden, ebenso bei anderen Reptilienarten, die beim Eierlegen Höhlen graben.

Gute Schlupferfolge hatte ich mit Seramis auch bei Brachylophus, Chamaeleolis, Underwoodysaurus und Rhacodactylus. Ein weiterer Pluspunkt bei Seramis ist, dass man den Feuchtigkeitszustand sehen kann. Negative Erfolge mit Seramis hatte ich bei Varanus timorensis.

Die meisten Eier fingen an zu schwitzen, der Eidotter trocknete aus.

Acht Eier brachte ich in einem Brutapparat bei 28 °C unter, mit dem gleichen Erfolg wie bei 29,5 ° C. diesen Versuch startete ich, um eventuell ein ausgewogenes Geschlechtsverhältnis bei den Schlüpflingen zu erhalten.

 

Schlupf und Aufzucht

 

Am 14. Dezember 1997, nach 156 Tagen, schlüpfte das erste Jungtier. Die beiden weiteren folgten am 24. und am 28. Dezember 1997. Fünf Tage nach dem Schlupf bot ich zum ersten Mal Futter an. Verabreicht wurden tote nestjunge Mäuse. Fortan wurde alle vier tage gefüttert. Nach zwei Monaten erhöhte ich die Futterdosis auf zwei Mäuse pro Fütterung. Da bei mir die Jungtiere sehr selten selbstständig an Futter gingen, nahm ich sie heraus, dabei öffneten sie das Maul von selbst und die Maus konnte eingeschoben werden. Dabei muß auf die Möglichkeit eines Giftbisses geachtet werden. Trinkwasser wurde wie bei den Erwachsenen Tieren täglich angeboten.

 

Danksagung

 

Bedanken möchte ich mich bei meiner Frau, meinem Sohn und meiner Mutter, die mich immer tatkräftig bei meiner Arbeit mit meinen Reptilien unterstützen.

 

 

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© Manfred Reisinger