Brachylophus fasciatus Haltung und Nachzucht im Terrarium seit zehn Jahren

Zusammenfassung


Geschildert werden langjährige Erfahrungen bei der Pflege und Nachzucht von
Brachylophus fasciatus.

 


Manfred Reisinger

 

Einleitung


Zur Gattung Brachylophus (Fidschileguane) werden zwei Arten gerechnet (B.fasciatus und B. vitiensis), die in ihrer geografischen Verbreitung auf einige Inseln des Fidschi- und Tonga-Archipels beschränkt sind. Sie sind damit die am weitesten isolierten Mitglieder der Unterfamilie Iguaninae (Grossleguane), deren übrige Vertreter in Amerika leben. Bis vor wenigen Jahren war man davon ausgegangen, dass die Gattung Brachylophus monotypisch ist. Die nominelle Art B.brevicephalus AVERY & TANNER, 1970 wird als Synonym von B. fasciatus aufgefasst
(ETHERIDGE 1982). Erst 1981 wurde mit B. vitiensis eine zweite valide Brachylophus-Art beschrieben (GIBBONS 1981, GIBBONS & WATKINS 1982).

Fidschileguane zählen zu den farblich schönsten Leguanen und stellen attraktive Terrarienbewohner dar, die bei Zoos und Privatpersonen gleichermaßen beliebt sind. Allerdings verbieten die begrenzte geografische Verbreitung und der Bedrohungsstatus (CITES Anhang I) dieser Tiere eine weite Verbreitung in Menschobhut. Zudem sind Pflege und Verehrung unter Terrarienbedingungen nicht ganz einfach (ARNETT 1979, GUTMAN 2000).

Seit über zehn Jahren beschäftigt sich der Erstautor (M.R.) mit der Haltung und Zucht des Fidschileguans Brachylophus fasciatus, im Deutschen auch als Kurzkamm-Leguan bezeichnet. Dieser Bericht bezieht sich nur auf seine eigenen Erfahrungen bei der Terrarienhaltung, mit allen Schwierigkeiten und auch allen erfreulichen Ereignissen im Zeitraum 1992 bis 2002. 1992 hatte er das Glück, eine Gruppe adulter Fidschi-Leguane zu erhalten. Sie wiesen eine Gesamtlänge zwischen 67 bis 70 cm auf. Ein Männchen hatte auf Grund eines Schwanzfehlers nur 53 cm. Die Kopf-Rumpflänge (KRL) variierte zwischen 17 und 18 cm.

Beschreibung

 

Brachylophus fasciatus ist ein schlank gebauter Leguan, der eine Gesamtlänge von über 70 cm erreicht. Der Größenunterschied zwischen beiden Geschlechtern ist nur schwach ausgeprägt. Die KRL für adulte B. fasciatus liegt im Bereich von 14-19
cm (Männchen) bzw. 14-18 cm (Weibchen) bei einer Masse von 95-210 g (Männchen) bzw. 105-220 g (Weibchen) (GIBBONS & WATKINS 1982, eigene Daten M.R.). Diese Gewichtsangaben beziehen sich auf paarungswillige Männchen und eierablegende
Weibchen. Das größte Weibchen aus der Nachzucht von M.R. weist eine Gesamtlänge von 71,8 cm bei einer KRL von 19,2 cm auf, während das größte Männchen von eine Gesamtlänge von 74,0 cm bei einer KRL von 18,0 hat. Der Rückenkamm ist, wie der
deutsche Name schon andeutet, bei beiden Geschlechtern nur gering ausgeprägt. Auf der Unterseite der Oberschenkel befinden sich jeweils 11-17 Femoralporen, die bei den Männchen stärker ausgebildet sind. Jedes Tier hat eine individuelle
Zeichnung, keines gleicht dem anderen. Die Normalfärbung der Weibchen ist weitgehend einheitlich grün, wobei bei einigen Exemplaren ein hellgrüner oder weißer Streifen im vorderen Körperbereich vorhanden ist. Die Nasenlöcher sind
bei beiden Geschlechtern gelb umrandet. Die Männchen hingegen weisen eine kontrastreiche Querstreifung (grün und hellblau bis hin zu zwei verschiedenen Grüntönen) von Körper und Schwanz auf. Die Färbungsintensität ist sehr stimmungsabhängig. In Balz- oder Aggressionsphasen verfärben sich bei den Männchen die hellblauen Streifen fast weiß und die grünen werden dunkelblau bis
schwarz. Bei sehr intensiver Umfärbung erscheinen auch gelbe Punkte auf den Vorder- und Hinterbeinen.

Pflege

 

Die Fidschileguane sind in Terrarien mit den Maßen 200 x 80 x 120 cm (LBH) untergebracht. Die Behälter sind aus Kunststoffplatten (Durchmesser 1 cm) gebaut. Dieses Material ist leichter, hygienischer und besser zu verarbeiten als
z.B. Holz. Außerdem ist eine weitaus längere Haltbarkeit gegeben. Da die Fidschileguane nur einzeln oder in Paaren zusammen sitzen, sind die Terrarien so konzipiert, dass sie in der Mitte mit einer Kunststoffplatte abtrennbar sind. Der Vorteil ist, dass die Leguane, ohne sie aus ihrer gewohnten Umgebung zu entnehmen, getrennt und zusammengeführt werden können. An der Frontseite wurden Kunststoffleisten angebracht (unten 20 cm hoch, oben 10 cm). In diesen beiden Frontplatten ist auch die Lüftung (runde Plastikbelüftungen) eingearbeitet. Dies hat den Vorteil, dass genügend Luftzirkulation herrscht, aber keine Zugluft
entsteht. Diese Bauweise ist aber für kleine Terrarien nicht geeignet. Die Front wird von 4 mm dicke Schiebeglasscheiben vervollständigt. Als Beleuchtung werden je Seite eine Leuchtstoffröhre (18 Watt) und eine jeweils mittig angebrachte HQL
Quecksilberdampflampe (80 Watt) verwendet. Die Vorschaltgeräte befinden sich außerhalb des Terrariums. Die Brenndauer der Leuchtstoffröhren beträgt ganzjährig 14 Stunden (7:00 bis 21:00 Uhr), die HQL-Lampen schalten sich um
10:00 Uhr hinzu und sind bis 15:00 Uhr in Betrieb. Generell ist zu betonen, dass die Lichtintensivität eine entscheidende Rolle bei der Zucht spielt.

Die Einrichtung der Terrarien bilden armdicke Äste und Korkröhren. An der Rückwand sind Presskorkplatten oder Kokosfasermatten angebracht, die vermehrt von Jungleguanen zum Klettern angenommen werden. Zur Verzierung dienen
Plastikpflanzen, da Fidschileguane echte Pflanzen als Nahrung betrachten. Das erschwert die Futterüberwachung und kann bei giftigen und hartfasrigen Pflanzen zu Todesfällen führen. Ein drei Monate alter Jungleguan ist bei M.R. an Darmverstopfung verendet. Der Bodengrund ist mit Flusssand aufgefüllt (Höhe 5 bis 15 cm). Dieser dient den Weibchen auch zur Eiablage. Ein Wasserbehälter mit den Maßen 45 x 20 x 5 cm (LBH), der aber nicht zum Trinken aufgesucht wird, vervollständigt die Einrichtung. Bodenheizungen werden nicht verwendet, da diese für Baumbewohner untypisch wären. Versteckplätze sind nicht von Nöten, da die Fidschileguane unter Terrarienbedingungen keinen Sichtschutz vor menschlichen Betrachtern aufsuchen.

Die Lufttemperatur liegt im Sommer tagsüber bei ca. 30°C und im Winter bei ca. 27°C. Nachts sinken die Werte um jeweils ca. 5°C ab. An sehr heißen Sommertagen steigen die Temperaturen bis auf 35°C, was aber keine negativen Reaktionen bei
den Tieren auslöst. Die Messungen werden immer an der Seitenwandmitte ausgeführt, außerhalb der Strahlungsbereiche der Lichtquellen. Den Wasserhaushalt decken die Leguane beim Besprühen der Terrarien. Dies erfolgt täglich je nach Jahreszeit einmalig im Winter bis viermalig im Sommer.

Die Fütterung erfolgt in unterschiedlichen Intervallen. Dazu spielen jahreszeitliche Bedingung und Gewichtszustand der Tiere eine entscheidende Rolle. Im Regelfall werden die Tiere im fünftägigen Rhythmus gefüttert. Bei
übergewichtigen Exemplaren wird nur jeden zweiten Tag pflanzliche Kost angeboten. Die Fidschileguane erhalten an pflanzlicher Kost Tomaten, Salatgurken, Karotten, Zucchini, verschiedene Salate, Chinakohl, Löwenzahn und deren Blüten sowie folgende Früchte: Äpfel, Weintrauben, Orangen, Mandarinen, Pfirsich, Bananen und Früchte aus Aletegläsern. Zudem werden Insekten
(Schwarzkäferlarven, argentinische Riesenschaben, Heuschrecken, Grillen und Heimchen) angenommen. Alle Insekten werden, um ungehinderte Ausbreitung zu verhindern, nur mit der Pinzette verabreicht.

Fidschi-Leguane entwickeln einen ausgeprägten eigenen Charakter und haben auch beim Futter ihre individuellen Vorlieben. Als Lieblingsfutter bei adulten Leguane kann man aber Schwarzkäferlarven (Zophobas morio) nennen, die aus Sicherheitsgründen nur frisch getötet angeboten werden. Weibchen sind beim Futter nach bisherigen Erfahrungen weniger wählerisch als die Männchen. Bei jeder Fütterung wird das Vitamin-Mineralstoff-Aminosäurenpräparat Korvimin-ZVT beigemengt.

Der Umgang mit Fidschi-Leguanen ist sehr einfach, da sie nicht aggressiv sind und keine Beißversuche machen. Jedoch sollte man sich vor den scharfen Krallen in acht nehmen. Weibchen sind in der Regel etwas scheuer als die Männchen. Hervorzuheben ist, dass Fidschileguane offenbar sehr stressanfällig bei Umzügen sind.

Zucht

 

Wichtig ist eine gute Konditionierung der Tiere als Voraussetzung für eine erfolgreiche Nachzucht (KÖHLER 1997). Verfettete Tiere sind zur Zucht weitgehend ungeeignet. Bei Weibchen über 230gr. konnte nur noch Scheinträchtigkeiten festgestellt werden. Überfettete Männchen sitzen nur noch im Terrarium herum. Die Geschlechtsreife erreichen Männchen bereits unter einem Jahr. Die Weibchen werden erst mit etwa zwei Jahren geschlechtsreif. In Einzelfällen auch früher, wie die Beobachtung von Herrn Dedlmar (pers. Mitt.) belegt, dessen
Nachzuchtweibchen bereits im Alter von 20 Monaten befruchtete Eier abgelegt hat. Zum Maximalalter können keine Angaben gemacht werden; ein 1992 als adultes Tiere erworbenes Männchen paart sich aber immer noch erfolgreich mit den Weibchen.

Fidschileguane haben keine bestimmte Fortpflanzungssaison, sondern können sich ganzjährig fortpflanzen. Dennoch ist nach den Beobachtungen von M.R. die beste Zeit für eine erfolgreiche Kopulation im Frühjahr. Vermutlich auch dadurch bedingt, dass im Winter es etwas dunkler im Terrarienraum ist, in dem sich auch "Winterschläfer" befinden, dessen Terrarien zu dieser Zeit abgedunkelt sind. Bei
der Balz nähert sich das Männchen dem Weibchen mit starkem Kopfnicken. Ist das Weibchen paarungswillig, so verfärbt es sich nicht und behält seine normale Grünfärbung bei. Die Männchen gehen normalerweise sehr behutsam vor. Dies kann sich jedoch drastisch ändern, wenn das Weibchen nicht paarungsbereit ist. Die Verfolgung wird dann immer vehementer und aggressiver und endet (bei Weibchen,
die dem Männchen unterlegen sind) dadurch, dass das Weibchen auf dem Boden Schutz und Versteckplätze aufsucht. Es nimmt dann eine Stressfärbung an (dunkelolivgrün bis fast schwarz). Spätestens zu diesem Zeitpunkt muss der Versuch abgebrochen und die Tiere getrennt werden, um ernsthafte Bissverletzungen zu vermeiden. Auch Weibchen können, wenn sie nicht paarungsbereit sind, kleinere Männchen verletzen. Dominante Weibchen verfärben sie sich nicht, nehmen keine Stressfärbung an. Beim Zusammensetzen sollte man sich immer die Zeit nehmen, zu beobachten, ob sie harmonieren. In den Anfangsjahren wurden die Leguane nur einen Tag bis vier Wochen paarweise
gehalten. Ansonsten waren sie einzeln untergebracht. Mit dieser Methode erfolgt war meistens schnell eine Paarung, aber zum Teil mit wenig Erfolg (Scheinträchtigkeit, unbefruchtete Gelege). Dies wurde seit 1999 geändert und seitdem werden sie, wenn sie harmonieren, ständig paarweise zusammen. Weibchen, die über einen längeren Zeitraum kein Gelege absetzen, werden versuchsweise mit anderen Männchen zusammengesetzt. Bei dieser Haltungsweise zeigen die Weibchen kein Stressverhalten. Wenn es zur Kopulation kommt, so besteigt das Männchen vorsichtig von hinten anpirschend das Weibchen. Anschließend erfolgt der für Echsen typische Nackenbiss. In den meisten Fällen wird die Kopulation auf Ästen oder Korkröhren vollzogen. Auf dem Boden wurden keine Paarungen beobachtet. Die Paarung dauert nur einige Minuten.
Als Eiablageplätze werden einige Bereiche des Bodensubstrats mehr oder weniger feucht gehalten. Bevorzugt werden feuchte Sandflächen, deren Oberfläche zusätzlich durch einen Ast oder Korkröhre Schutz bietet. Die ersten Anzeichen einer nahenden Eiablage zeigen sich dadurch, dass das Weibchen den Boden aufsucht und geeignete Stellen im Sand ergründet. Der Zeitraum der Grabtätigkeit ist sehr unterschiedlich. Bei befruchteten Gelegen ist die Grabtätigkeit der Weibchen weitaus konstanter als bei unbefruchteten. Wenn keine feuchten Sandflächen vorbereitet werden, kann es vorkommen, dass das Weibchen den ganzen Terrarienboden umpflügt. Nachträglich eingebrachte Ablagebehälter, mit zum Beispiel Torfsubstrat, werden nicht angenommen. Die Weibchen benötigen vom Grabbeginn bis zur Ablage ca. ein bis zwei Wochen bei befruchteten Gelegen. Bei unbefruchteten Eiablagen kann die Ablage spontan erfolgen; oftmals werden die Eier dann auch einfach ohne Grabtätigkeit auf dem Boden verteilt. Auch im oberen Astbereich wurden unbefruchtete Eier gelegt, die dann zu Boden fielen. Der Zeitraum kann aber auch 2 Monate in Anspruch nehmen, wobei das Tier mehrere Pausen einlegt. Es ist auch erwähnenswert, dass eine Scheinträchtigkeit bei meinen Fidschi-Weibchen bisher dreimal vorgefallen ist. Ob in diesem Stadium bereits Eier im Körper entwickelt wurden und diese anschließend wieder resorbiert wurden, vermag ich nicht zu behaupten, da das Abtasten der Weibchen, auf der Suche vorhandener Eiern, mich mehrmals in die Irre geführt hat. Da die Eiablagen bei unbefruchteten Gelegen im eigentlichen Sinn als negativ zu bewerten sind, möchte ich nachfolgend nur noch von den befruchteten Gelegen berichten.

Wenn das Weibchen einen geeigneten Platz gefunden hat, gräbt es sehr intensiv ein im Durchmesser ca. 10 cm großes Loch, wobei es sehr aufmerksam seine Umgebung beobachtet. Es ist kaum möglich, das Weibchen dabei zu beobachten. In früheren Jahren beobachtete M.R. diesen Vorgang mit Hilfe einer Videokamera. Wenn ein Männchen sich zu diesem Zeitpunkt im Terrarium aufhält, lässt das Weibchen sich davon nicht stören. Auch er ignoriert die Eiablageaktivitäten des Weibchens. Egal wie hoch das Bodensubstrat aufgefüllt ist, die Tiere graben
immer bis zum Terrarienboden. Daher sollte das Bodenniveau an vorgesehenen Ablageplätzen mindestens 10 cm aufweisen. Ist es mit ihrer Arbeit zufrieden, verändert sich ihre Färbung von grün nach dunkelolivgrün (Wehenfärbung). Diese Verwandlung ist immer nur sehr kurz zu beobachten. Anschließend erfolgt die Eiablage. Der Gelegeumfang beträgt nach eigenen Beobachtungen zwischen 1 und 7 Eiern, wobei diese beiden die Extreme sind. Meist werden 3 bis 5 Eier abgelegt. Ist der Legevorgang beendet, werden die Eier in die richtige Lage gebracht und
es erfolgt die Verschließung der Gelegehöhle. Im Gegensatz zur Ausgrabung, bei der alle vier Beine im Einsatz sind, werden beim Zugraben nur die Vorderbeine benutzt. Der Kopf arbeitet hier ebenfalls mit und wird zum Festdrücken des Substrats eingesetzt. Ist sie mit ihrer vollbrachten Tätigkeit zufrieden, verschwindet sie sofort wieder in den oberen Terrarienbereich. Ein Brutpflegeverhalten wurde nicht wahrgenommen.

Inkubation

 

Die Eier wurden jeweils unverzüglich aus dem Terrarium entnommen, um sie in einem Brutschrank zu inkubieren. Vorsichtig wurde der Sand entfernt und die Eier aus dem Terrarium entnommen. Da die frischen Eier sehr klebrig sind, kann man sie mit einem feinhaarigen Pinsel säubern, um eventuell die Keimscheibe (roter Fleck) unter der Eischale zu sehen. Beim Umgang mit den Eiern ist Vorsicht angebracht ist, damit sich die Keimscheibe durch mechanische Einwirkungen nicht von der Schale löst, was den Tod des Embryos zur Folge hätte. Der Durchmesser der Keimscheibe beträgt ca. 1 cm. Früher wurde Quarzsand als Bodengrund eingesetzt; bei diesem war die Keimscheibe immer gut sichtbar, während sie bei dem später verwendeten handelsüblichen Flusssand nur sehr schwer bis nicht sichtbar ist. Die Eigröße ist sehr unterschiedlich, meist tierbezogen. Auch der Gelegeumfang spielt hier eine Rolle. Ein Weibchen mit einer KRL von 17,5 cm legt
meist 2 bis 3 Eier mit einer Eilänge von 4,5 cm, während ein Tier mit KRL 18,5 cm 5 bis 7 Eier mit einer Länge von ca. 3 cm produziert. Natürlich spielt auch das Alter eine Rolle. Junge Weibchen legen weniger Eier pro Gelege als ältere Tiere. Gesunde befruchtete Eier sind anfangs weich, länglich und gleichmäßig geformt. Nach kurzer Zeit härtet die Eischale etwas aus. Unbefruchtete oder abgestorbene Eier können zwar ebenso aussehen, meist weisen sie jedoch Einbuchtungen auf, sind an einer Seite deformiert oder nicht voll ausgebildet.
Teilweise haben sie auch "Anhängsel" oder fühlen sich matschig an. Diese fangen nach wenigen Wochen an zu schimmeln. Zum Ausbrüten der Gelege, verwende ich Kunstglucken der Firma Jaeger. Die Temperatur sollte auf einen konstanten Wert eingestellt werden. Versuche bei 28°C hatten den selben Erfolg wie bei konstant 29,5°C. Bei beiden Temeperaturregimen entwickelten sich bisher etwa 55% Männchen
und 45% Weibchen. Die Geschlechtsbildung ist nach den bisherigen Beobachtungen bei Brachylophus fasciatus nicht von der Inkubationstemperatur abhängig. Das Problem bei der Auswahl des Inkubationssubstrats habe ich bis heute noch nicht gelöst.
Sterilen Flusssand, den M.R. erfolgreich bei verschiedenen Agamen und einigen Waranarten verwendet, erscheint bei Brachylophus fasciatus nicht besonders geeignet. Dieses Substrat ist zu dicht (unzureichende Luftzufuhr) und die Feuchtigkeitskontrolle ist problematisch. Es sind zwar einige Jungleguane aus Eiern in Flusssand geschlüpft, aber es gab auch viele Ausfälle. Bei einem weiterem häufig verwendeten Substrat, Vermiculite, stellte ich nach zwei negativen Erprobungen die Versuche ein. Wahrscheinlich wurde aber das Substrat zu feucht gehalten (1 Teil Substrat : 1 Teil Wasser). Mit Seramis und Perlit hat M.R. die besten Erfahrungen gemacht. Zu beachten ist bei der Zubereitung, dass das Seramis vorher vollständig trocken ist. Frisch vom Handel bezogen ist es meist angefeuchtet. Mit Seramis (Mischverhältnis 100 g. Seramis : 20 g. Wasser) wurde im Dezember 1999 ein komplettes Gelege zum Schlupf gebracht ( vier Jungtiere; 3:1). Mit dem gleichen positiven Ergebnis wurde 2001 Perlit verwendet. Das Nachbefeuchten ist bei Seramis und Perlit relativ einfach, erfordert aber dennoch viel Fingerspitzengefühl. Bei Seramis kann man das Abtrocknen anhand der helleren Farbe ersehen, bei Perlit durch Betasten (man nimmt es zwischen die Finger, drückt es zusammen und wenn es lockig auseinander fällt, ist der Zeitpunkt um nachzufeuchten). Es empfiehlt sich, besser öfter einwenig, als einmal zu viel nachzufeuchten.

Die Inkubationsdauer variiert sehr stark, wobei die Ursachen hierfür weitgehendunklar sind. Die Inkubationstemperatur spielt diesbezüglich natürlich eine große Rolle so unterschiedlich sind, erklärt dieses Phänomen aber nicht vollständig. Wahrscheinlich spielen auch Jahreszeit, Substrat und Vorentwicklung im Körper des Weibchens eine Rolle. Bei 28°C schlüpften die Jungtiere bisher nach 113 bis 126 Tagen, bei 29,5°C nach 103 bis 146 bzw. (anderer Standort, ebenfalls 29,5°C) nach 153 und 154 Tagen.

Wenn die Jungen das Licht der Welt erblicken, benötigen sie in der Regel zwischen 6 und 12 Stunden vom Öffnen der Eischale bis zum vollständigen Verlassen des Eies. Das Geschlecht ist bereits bei den Schlüpflingen deutlich an der Zeichnung zu erkennen. Meist ist der Dottersack noch nicht ganz aufgebraucht, er fällt aber nach ein bis zwei Tagen von selbst ab. Die frisch geschlüpften Jungtiere weisen eine Gesamtlänge von 17 bis 24 cm bei einer Masse von ca. 8 g auf.

Die Aufzucht, vor allem in den ersten vier Wochen, erfordert ein hohes Maß an Zeit und Geduld. Das Futterspektrum ist das selbe wie bei den erwachsenen Leguanen. Bisher haben die Jungtiere in der ersten Zeit meist jegliches Futter abgelehnt. Etwa fünf Tage nach dem Schlupf werden ihnen frisch abgetötete Wachsmaden mit der Pinzette angeboten. Es ist darauf zu achten, dass man die Leguane dabei nicht zu sehr stresst, weshalb die Tiere nicht herausgefangen werden sollen. Gegebenfalls muss man die Fütterversuche täglich mehrmals wiederholen. Meist beginnen die jungtiere nach ein paar Tagen von selbst, die Wachsmaden (vor ihre Schnauze auf einen Ast gelegt) zu fressen. Als Trinkwasser wird bis zu einem Alter von neun Monaten nur Mineralwasser ohne Kohlensäure verabreicht. Ebenso beim täglichen zwei- bis dreimaligen Sprühen. Dies geschieht als reine Vorsichtsmaßnahme (Chlorgehalt bei Leitungswasser). Jungtiere beziehen ebenso große Terrarien wie Adulti, da dies für das Wachstum förderlich erscheint. Ein kleiner Nachteil ist dabei, dass Insekten (außer Heuschrecken)
immer mit der Pinzette gefüttert werden müssen. Eine Einzelaufzucht ist in den ersten Monaten nicht nötig; auch mehrere Männchen können problemlos zusammengehalten werden. Nur bei ganz schwierigen Fälle wird eine Einzelhaltung vorgezogen. Der Charakter der Jungtiere ist bereits individuell ausgeprägt. Einige sind zutraulicher, andere mehr zurückhaltend.

Probleme

 

Bei Gelegen mit nur einem Ei besteht Gefahr, dass es sehr groß ist und deshalb zu einer Legenot führen kann. Ein Weibchen mit diesem Problem legte nach 4 Wochen doch noch das einzelne Ei selbstständig ab. Leider war es übertragen und der Fötus bereits abgestorben. In zwei weiteren Fällen wurde ein chirurgisches Vorgehen notwendig (es handelte sich dabei jeweils um das selbe Tier). Beide Male verlief der Eingriff erfolgreich, bis auf die Tatsache, dass diejenigen Eileiter indem das einzelproduzierte Ei steckte, verklebten. Warum Weibchen
gelegentlich nur ein Ei bilden, bleibt unklar. Zwischen diesen beiden Operationen produzierte das Weibchen auch problemlos Gelege mit mehreren Eiern, aus denen auch Nachzuchten schlüpften. Nach der zweiten Operation wurde das Weibchen einzeln gehalten und mit keinem Männchen mehr verpaarte. Das Tier starb ein Jahr nach dem letzten Eingriff. Die Obduktion ergab, dass das Tier wieder Eier angebildet hatte. An dieser Stelle möchte ich nochmals Herrn Dr. Köhler und Frau Dr. Kölle meinen Dank für die gelungenen Eingriffe aussprechen.

Ein weiteres Phänomen stellt ein Weibchen dar, dass am 12.11.1997 schlüpfte. Obwohl es bereits seit mehreren Jahren adult ist, zeigt es keine Anzeichen von Balzverhalten. Auch der mehrfache Wechsel der Männchen war bislang ohne Erfolg.

Eine weitere Ungereimtheit ist, wann entschließt man sich ein Ei zu öffnen, wenn man annimmt, dass es von selbst nicht schlüpfen kann. Mehrere negative Ergebnisse schließen sich zwei positiven an. Letztere möchte ich schildern, ohne dabei verantwortlich zu sein, wenn dies nachgeahmt wird. Diese Öffnung datiert vom 26.11.01. Da bereits 2 Tage zuvor das Ei eine leichte Delle an der Oberseite aufwies und 1 Tag vorher von diesem "Zweiergelege" ein Jungtier von selbst schlüpfte, entschloss ich mich, zusammen mit meinem Sohn, dieses zu öffnen.
Durch die Delle war die Eischale elastisch und ich konnte vorsichtig abtasten, wo sich der Kopf befand. Den Schnitt führte ich mittels eines Skalpells von der anderen Seite der Oberfläche bis zum vermutlichen Kopfbeginn. Der Schnitt war ca. 1cm lang. Die ganze Prozedur wurde außerhalb des Brutapparats durchgeführt, jedoch wurde das Ei dabei nicht aus der Brutbox entnommen. Nach Beendigung
brachte ich die Brutbox wieder zurück in den Brutapparat. Voller Spannung kontrollierte ich 1 Stunde später das Ei und konnte, ganz leicht, den Schnauzenansatz und die gelbumrandeten Nasenlöcher erkennen. Am nächsten Morgen war bereits der Kopf aus dem Ei und wiederum 4 Stunden später der halbe Körper. Da es sich mit einem Vorderbein an der Eischale verfing, half meine Frau ein wenig nach und mit einem Satz befreite sich der Schlüpfling aus seinem Ei. Ein weiteres, dass ich aber als ein kleines Problem betrachte, da es in meinen Augen nur ein Schönheitsfehler ist, warum gelegentlich Knickschwänze, wie erwähnt zweimalig, nicht nur bei Brachylophus fasciatus auftreten. Das größte Geheimnis, dass zu enträtseln wäre ist, warum immer wieder komplette Gelege unbefruchtet sind. Ich bin mir sicher, dass dies nur bei Terrarienhaltung auftritt und sich nicht in der Natur abspielt. Ich kann mir bis jetzt keinen Reim darauf machen.

Schlussbemerkung

 

In den zehn Jahren, seit ich Brachylophus fasciatus pflege sind über 20 Jungtiere geschlüpft. Leider haben anfangs nicht alle die schwierigen
Anfangswochen überstanden. Bisher konnte ich nach mindestens dreimonatiger Aufzucht an vier Personen Jungtiere abgeben, mit denen ich zum Teil Erfahrungen austausche. Für die Zukunft habe ich auch einiges vor, zu verbessern. So zum Beispiel das zusätzliche neue Lichtsystem Radium Ralutec, sowie eine zweimal wöchentliche Bestrahlung anhand einer Ultra Vita Lux (300Watt), die ich wieder einführe. Außerdem werde ich in diesem Jahr Freigehege für den gelegentlichen Sommeraufenthalt errichten. Ich hoffe, dass ich mit diesen neuerlichen Vorhaben
einige Probleme abstellen und die Zucht optimieren kann.

Danksagung

 

Bedanken möchte ich mich vor allem bei meiner Frau, die mir die Hälfte Arbeit bei meinem Hobby mit Reptilien abnimmt. Ebenso bei meiner Mutter und meinem Sohn Heiko, die bei meinen jährlichen zweimonatigem Urlaubsaufenthalt in Neu Guinea meine Reptilien versorgen. Als letztem bei meinem Freund Stefan Höß, der mir bei jeder Gelegenheit mit Rat und Tat zur Seite steht. An dieser Stelle möchte ich
nochmals Herrn Dr. Köhler und Frau Dr. Kölle meinen Dank für die gelungenen Eingriffe aussprechen.

Schriften


ARNETT, J.R. (1979): Breeding the Fiji banded iguana Brachylophus fasciatus at
Knoxville Zoo. - Int. Zoo Yearbook 19: 78-79.
AVERY, D.F. & W.W. TANNER (1970): Speciation in the Fijian and Tongan Iguana
Brachylophus (Sauria, Iguanidae) with a description of a new species. - Great
Basin Nat. 30: 166-172.
CAHILL, C. (1970): The banded iguana of Fiji. - Fiji Mus. Educ. Ser. 2: 1-14.
ETHERIDGE, R.E. (1982): Checklist of the iguanine and Malagasy iguanid lizards.
- S. 7-37. In: Burghardt & Rand (Hrsg.): Iguanas of the world. Noyes
Publications, Park Ridge, NJ,: 472 S.
GIBBONS, J.R.H. (1981): The biogeography of Brachylophus (Iguanidae) including
the description of a new species, B. vitiensis, from Fiji. - J. Herpetol. 15
(3): 255-273.
GIBBONS, J.R.H. & I.F. WATKINS (1982): Behavior, ecology, and conservation of
South Pacific banded iguanas, Brachylophus, including a newly discovered
species. - S. 418-441. In: Burghardt & Rand (Hrsg.): Iguanas of the world. Noyes
Publications, Park Ridge, NJ,: 472 S.
GUTMAN, AJ (2000): Fijian banded iguanas at the San Diego Zoo. - Iguana Times 8
(4): 3-7.
KÖHLER, G. (1997): Inkubation von Reptilieneiern - Grundlagen, Anleitungen,
Erfahrungen. - Offenbach (Herpeton Verlag): 205 S.

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